Austria 2026 – Bewerbung zurückgezogen, keine Olympische Winterspiele in Graz
Update Juli 2018: Anfang Juli kam unerwartet die Absage. Das ÖOC zog die Bewerbung noch vor der Volksbefragung zurück. Als Grund wurde mangelnde Unterstützung durch die Landespolitik angegeben. Somit ist Österreich für Olympische Winter-Spiele 2026 aus dem Rennen.
Statt dessen soll das geplante Geld für die Bewerbung in ein „Breitensportjahr“ im Jahre 2021 gesteckt werden.
Das war geplant:
Nicht nur die österreichischen Sportfans träumen von den ersten Olympischen Winterspielen seit Innsbruck 1976 im eigenen Land. Die Stadt Graz will gemeinsam mit Schladming und der gesamten Steiermark unter dem Motto „Austria 2026“ die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2026 zum insgesamt dritten Mal in der Olympischen Geschichte nach Österreich holen.
Olympische Winterspiele
Die Faszination für die spannenden Wettkämpfe in Schnee und Eis ist im gesamten Land riesengroß. Schließlich ist der Wintersport bereits seit Jahrhunderten ein wichtiger Teil des österreichischen Kultur und der Gesellschaft.
Mit der österreichischen Olympiabewerbung soll zugleich das ursprüngliche Olympische Motto „Dabei sein ist alles“ wieder deutlich mehr in den Mittelpunkt der Spiele rücken. Das entspricht auch genau den neuen Leitlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das mit der Agenda 2020 eine deutliche Abkehr vom olympischen Gigantismus der vergangenen Jahrzehnte und die Rückkehr der Spiele in die traditionellen Wintersportländer anstrebt.
Nachhaltigkeit im Vordergrund
Die Nachhaltigkeit und die Nutzung von bereits vorhandenen Ressourcen sind weitere wichtige Punkte im Konzept der Grazer Bewerbung. Aufgrund der großen Wintersport-Begeisterung in Österreich wäre bei den Winterspielen im Herzen Europas zudem ein großes Zuschauer-Interesse und damit auch eine gute olympische und paralympische Stimmung sowie volle Zuschauerränge garantiert. Auch das Österreichische Olympische Komitee steht voll hinter dem Konzept „Austria2026“.
Viel Erfahrung mit Austragung von Wintersport-Großereignissen
Vor allem bei den Special Olympics World Winter Games im Jahr 2017 in Graz, Schladming und Ramsau hat die Region ganz deutlich gezeigt, dass sie in der Lage ist, weltweite Großereignisse auszurichten.
Bei diesem größten Sport- und Sozialevent der Welt waren knapp 3.000 Athletinnen und Athleten aus mehr als 100 Ländern am Start. Im Februar 2012 richtete Österreich mit dem zweimaligen Olympia-Gastgeber Innsbruck bereits die Youth Olympic Winter Games aus. Dabei kämpften mehr als 1.000 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren aus 70 Nationen in insgesamt 63 Wettbewerben um die begehrten Medaillen und sorgten dabei für ein ganz besonderes olympisches Flair.
Aber auch mit der Austragung von Weltmeisterschaften in den verschiedensten Wintersportarten haben die Österreicher in den vergangenen Jahren ihr Organisationstalent und ihre ganz besondere Beziehung zum Wintersport unter Beweis gestellt. Und auch das Interesse der Zuschauer und die Begeisterung für den Wintersport dürfte ein weiteres großes Plus für die österreichische Bewerbung sein.
Bereits für 2002 hatten sich Graz und die Steiermark gemeinsam um die Austragung der Olympischen Winterspiele und die Paralympischen Spiele beworben, mussten aber bereits vor der endgültigen Abstimmung die Segel streichen, weil das IOC die Aufnahme von Graz in die Liste der offiziellen Kandidaten ablehnte. Damals erhielt das us-amerikanische Salt Lake City den Zuschlag. Seit der erfolglosen Bewerbung wurde das Grazer Konzept kontinuierlich weiterentwickelt.
Sportler im Vordergrund
Im Vordergrund der aktuellen Olympiabewerbung stehen diesmal vor allem die Sportlerinnen und Sportler. Außerdem sollen bei den Olympischen Winterspielen 2026 überwiegend bestehende moderne Sportstätten genutzt werden, die in der Region durchaus vorhanden sind. So will man teure Olympia-Bauten, die nach den Spielen nicht mehr benötigt werden und dann nach und nach verfallen, verhindern. Um die Grazer Bewerbung weiter professionell vorantreiben zu können, soll noch im Frühjahr 2018 die „Grazer Winterspiele 2026 GmbH“ ins Leben gerufen werden.
Mögliche Austragungsorte – Graz 2026
Bewerb | Ort |
---|---|
Host City | Graz |
Pressezentrum | Graz |
Schlussfeier | Graz |
Olympisches Dorf 1 | Graz |
Eiskunstlauf | Graz |
Short Track | Graz |
Curling | Graz |
Schi Alpin | Schladming |
Eröffnungsfeier | Schladming |
Olympisches Dorf 2 | Schladming |
Langlauf | Region Ramsau |
Schispringen | Bischofshofen |
Schi Freestyle | Kreischberg |
Snowboard Alpin | Kreischberg |
Big Air | Innenstadt Graz |
Biathlon | Hochfilzen |
Eishockey | Wien, Linz, Klagenfurt |
Eisschnelllauf | Inzell |
Bob | Schönau am Königssee |
Rodeln | Schönau am Königssee |
Skeleton | Schönau am Königssee |
Alpine Ski-Wettbewerbe in Schladming
Graz, Schladming und die Steiermark verfügen über zahlreiche Wettkampfstätten, auf denen jährlich hochkarätige internationale Wettbewerbe ausgetragen werden. So sollen die Alpinen Ski-Wettbewerbe auf dem Planai und auf der Reiteralm in Schladming stattfinden. Kein Wunder: Schließlich hat man in der Gemeinde im Nordwesten der Steiermark bereits jede Menge Erfahrung im Ausrichten von Großereignissen.
- 1982 und 2013 fand hier jeweils die Alpine Skiweltmeisterschaft statt.
- 1993 und 2017 war Schladming zudem der Austragungsort der Winter Special Olympics.
Neben den verschiedenen Alpinen Ski-Wettbewerben soll in Schladming auch die große Eröffnungsfeier stattfinden. Außerdem ist hier eines von zwei großen Olympischen Dörfern geplant. Das zweite Olympische Dorf soll direkt in der sogenannten „Host City“ Graz entstehen.
Eis-Wettbewerbe in Graz
In der Landeshauptstadt der Steiermark sollen die Olympischen und paralympischen Wettbewerbe auf dem Eis im Eiskunstlauf, Short-Track und im Curling ausgetragen werden. Das Eislaufen hat in der Stadt bereits eine sehr lange und erfolgreiche Tradition. Unter anderem fanden hier im Jahr 2009 die Eishockey-Weltmeisterschaften der Frauen statt.
2020 soll in Graz außerdem die Eiskunstlauf-Europameisterschaft 2020 in Graz ausgetragen werden. Neben dem Big-Air-Wettbewerb der Snowboarder, der mitten in der Grazer Innenstadt stattfinden soll, ist den ersten Planungen zufolge auch die Schlussfeier in Graz geplant.
Etwa 140 Kilometer entfernt befindet sich mit dem Snowpark Kreischberg eine der modernsten Snowboard- und Freestyle-Anlagen der Welt. Hier sollen im Februar 2026 die olympischen und paralympischen Ski-Freestyle- und Snowboard-Alpin-Wettkämpfe stattfinden. Im Jahr 2015 wurde auf der Anlage bereits erfolgreich die Ski Freestyle & Snowboard WM ausgetragen – mit einer großen und vor allem positiven Resonanz.
Nordische Wettbewerbe in Ramsau am Dachstein
Die Macher der Grazer Olympiabewerbung schauen bei ihren Planungen auch über die Region hinaus. So sollen die Nordischen Skisportler in Ramsau am Dachstein und auf den berühmten Skisprungschanzen von Bischofshofen im Jahr 2026 um olympische und paralympische Medaillen kämpfen. Auch diese Anlagen sind wettkampferprobt. So war Ramsau am Dachstein der Austragungsort der Nordischen Skiweltmeisterschaften 1999. Außerdem findet hier jährlich ein Weltcup in der Nordischen Kombination statt. In Bischofshofen findet traditionell das Abschlussspringen der Vierschanzentournee statt.
Biathlon in Hochfilzen
Auf den etwa 250 Kilometer von Graz entfernten Strecken von Hochfilzen im Bezirk Kitzbühel sollen die olympischen und paralympischen Biathlon-Wettbewerbe ausgetragen werden. Neben den jährlichen Weltcups im Biathlon und im Langlauf fanden hier bereits vier Mal (1978, 1998, 2005 und 2017) die Biathlon-Weltmeisterschaften statt – und jedes Mal schwärmten die Sportlerinnen und Sportler von der beeindruckenden Stimmung und den modernen Bedingungen.
In Wien, Linz, Klagenfurt sowie in einer neuen Mehrzweckhalle in Graz sind die Spiele der Eishockey-Turniere der Männer und Frauen geplant. Auch im Austragen von hochkarätigen Eishockey-Meisterschaften hat Österreich bereits jede Menge Erfahrung. Schließlich fand die Eishockey-WM der Männer bereits sieben Mal in Wien (1930, 1967, 1977, 1987, 1996 und 2005) und Innsbruck (1964 und 2005) statt.
Zwei Sportstätten in Deutschland
Eisschnelllauf in Inzell
Die neuen Leitlinien des Internationalen Olympischen Komitees lassen auch Olympia-Bewerbungen mit bestehenden Wettkampfstätten im Ausland zu. Aufgrund der Nähe zu den modernen bayerischen Wintersportzentren konnten damit bei den ersten Planungen für „Austria 2026“ auch zwei deutsche Wintersport-Hochburgen berücksichtigt werden.
Bob, Rodeln und Skeleton am Königssee
Während in der neuen modernen Eisschnelllaufhalle in Inzell, in der im Jahr 2019 die Weltmeisterschaften ausgetragen werden, die olympischen Eisschnelllauf-Wettbewerbe stattfinden sollen, sind auf der weltberühmten Bobbahn in Schönau am Königssee die Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettkämpfe geplant. Laut dieser Planung würden sich alle Sportstätten damit in einem Gesamtradius von höchstens 250 Kilometern rund um Graz befinden. In den olympischen Sportstätten sollen im Anschluss auch die paralympischen Wettbewerbe stattfinden. Diese würden dann im Falle des Zuschlages jeweils an die Anforderungen des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) angepasst.
Bekanntgabe des Olympia-Gastgebers 2026: 2019 in Mailand
Nach dem Einreichen der offiziellen Bewerbung zur Austragung der Winterspiele 2026 beim IOC soll bis zum Juni 2018 im Rahmen einer Dialog- und Konzeptphase eine Machbarkeitsstudie erstellt und auch das Sportstättenkonzept endgültig finalisiert werden. Dabei sollen neben den Experten vom Internationalen Olympischen Komitee auch die verschiedenen Wintersportfachverbände sowie auch die Sportlerinnen und Sportler eingebunden werden.
Im Oktober 2018 erfolgt während der IOC-Session im Rahmen der Youth Olympic Games in Buenos Aires die Nominierung der offiziellen „Candidate Cities“ durch das Internationale Olympische Komitee. Danach müssen die Olympiapläne detailliert ausgearbeitet sowie eine umfassende Präsentation für das IOC vorbereitet werden. Wer der Gastgeber der Olympischen Winterspiele und der Paralympischen Winterspiele sein wird, soll im September 2019 voraussichtlich auf der 133. IOC-Vollversammlung in Mailand verkündet werden.
Insgesamt haben sieben Städte ihr Interesse für die Austragung der Winterspiele 2026 angemeldet.
Die sechs Konkurrenten von Graz sind dabei
- Sion (Schweiz)
- Stockholm (Schweden)
- die Region Cortina d’Ampezzo/Mailand/Turin (Italien)
- Sapporo (Japan)
- Calgary (Kanada)
- sowie erstmals auch der türkische Wintersportort Erzurum.
Das IOC hat das Bewerbungsprozedere deutlich vereinfacht, um die Bewerbung für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele wieder deutlich attraktiver zu machen. In den vergangenen Jahren hatten sich aufgrund der hohen Anforderungen und der zu erwartenden hohen Kosten immer weniger Städte für die Austragung des Mega-Sportevents beworben.
Hohe Kosten: Kritik an den Olympia-Plänen
Bedenken an der Grazer Olympiabewerbung gibt es vor allem wegen der zu erwartenden hohen Kosten. Schließlich sind sowohl die Stadt Graz als auch die Steiermark bereits seit Jahren hoch verschuldet.
Vor allem die politische Opposition hat sich deutlich gegen die Bewerbung ausgesprochen. Derzeit sammelt unter anderem die KPÖ intensiv Unterschriften für eine Volksbefragung. Dafür werden insgesamt 10.000 Unterschriften benötigt. An einem solchen Bürgervotum war bereits im Herbst 2017 eine offizielle Olympiabewerbung von Innsbruck für die Winterspiele 2026 gescheitert.
Damals hatten sich 53,4 Prozent der Befragten gegen eine Olympia-Bewerbung ausgesprochen. Daraufhin hatte sich Graz gemeinsam mit Schladming und der gesamten Steiermark kurzfristig zu einer eigenen Olympiabewerbung entschlossen.
Mit seiner Zustimmung hatte der Grazer Gemeinderat Mitte März endgültig den Weg für die Bewerbung frei gemacht. Sollte es auch in Graz und der Steiermark zu einer solchen Volksbefragung kommen, hoffen die Olympiamacher diesmal natürlich auf ein positives Votum der Bürger. Detaillierte Angaben zu den möglichen Kosten für die Austragung der Olympischen und paralympischen Winterspiele 2026 gibt es derzeit allerdings noch nicht.
Keine Olympischen Winterspiele 2026.
Das Geld würde dringendst an anderen Orten gebraucht werden (z.B. Strassenbau, Häuserrenovationen, Ausbau der Annenstrasse zur Fussgängerzone mit schönen, modernen österreichischen Geschäften sowie Parkgarage über der Mur zu bezahlbaren Tarifen, damit nicht alle Geschäfte Graz verlassen).
Es gäbe noch vieles zu bemängeln, aber am Ende hilft ja doch alles nichts!
Freundliche Grüsse.